Sind Frauen die besseren Unternehmerinnen und Gründerinnen?

sts_nv260x356Die Diskussionsgrundlage für die Beantwortung dieser provokativen Frage lieferte die Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen. Sie war gestern auf Einladung der MIT Wuhletal sowie der Frauenunion Wuhletal ins Schloss Biesdorf gekommen und wurde vom Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff begrüßt. 

Die ehemalige Pankower Bezirksstadträtin für Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung nannte eingangs drei Gründe, weshalb Berlins Existenzgründerinnenrate bundesweit Spitze ist: gute Fördermöglichkeiten durch diverse Programme, hohe Arbeitslosenzahlen in der Stadt und gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Ca. ein Drittel aller Gründungen in Berlin werden von Frauen unternommen. 

Frauen gründen nicht besser, aber anders  

– so ihr Credo. Sie führte signifikante Unterschiede auf. So bereiten sich Frauen deutlich länger und gründlicher auf eine Firmengründung vor. Ihre Motive liegen häufig im privaten Bereich begründet, weil Sie die Selbständigkeit als Chance sehen, Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bekommen. Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die Wahl der Branche. Existenzgründerinnen sind stark im Bereich Dienstleistung, Handel und im Kreativgewerbe zu finden, im Technologiebereich eher selten. Und junge Unternehmerinnen laufen weniger Gefahr, in ein Insolvenzverfahren zu rutschen – wofür es vielfältige Gründe gibt. Branchenbedingt benötigen Frauen zur Unternehmensgründung durchschnittlich auch weniger Geld. Oft helfen schon Mikrokredite, die beispielsweise von der IBB – die Hausbank wird in das „schlanke“ Verfahren nicht einbezogen –  ausgegeben werden und deren Volumen bisher zwischen 5.000 und 10.000 € lag. Diese Kredite sind ohne Businessplan erhältlich und dienen z.B. der Vorfinanzierung von Aufträgen oder dem Ankauf von Betriebsmitteln.   

Welche Anstrengungen unternimmt das Land Berlin? 

Existengründerinnenzentren wie in Marzahn der Hafen (https://www.hafen-gruenderinnen.de/)  geben Anschub für die Startphase. Vereine wie Akelei (https://www.akelei-online.de/) in unserem Bezirk erhalten vom Land Berlin eine Grundförderung, mit der sie Beratung, Seminare und Coaching durchführen. Alle zwei Jahre gibt es in Berlin einen Tag der Unternehmerinnen, an dem auch die Unternehmerin des Jahres gewählt wird. Der nächste Termin ist am 19.Juni 2010. Ausführliche Hinweise finden sich in der Broschüre „Berlinerinnen selbständig“, herausgegeben von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen (Download unter www.mhwk.de), deren Ziel es ist, Frauen in Berlin Mut zu machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. 

In der anschließenden Diskussion sprach u.a. Monika Rink – Drittplatzierte bei der Wahl der  Unternehmerin des Jahres 2008/09-  über ihre Erfahrungen auf dem Weg in die Selbständigkeit. Als Mutter kleiner Kinder hatte sie 1994, als sie ihr Hotel Kolumbus auf den Weg brachte, bei Bankern keinen guten Stand und schlechte Erfahrungen mit ausschließlich männlichen Bankvorständen gemacht. Dennoch dürfe es nicht sein, das für Frauen besondere Regeln gelten. Weitere Teilnehmerinnen gingen auf die Probleme ein, die insbesondere alleinerziehende Mütter von ein oder mehreren Kindern haben. Eine Übersicht, wie sich Unternehmen ihnen gegenüber verhalten, gibt es aber nicht. Prof. Dr. Erika Meier schlug vor, einen Wettbewerb „Familienfreundlicher Betrieb“ auszuloben und erinnerte an ehemalige Bemühungen in diesem Zusammenhang. 

Senatsverwaltung für Frauen, Wirtschaft und Technologie? 

Ein Dank gilt den Veranstaltern, die dieses wichtige Thema aufgriffen, eine kompetente Gesprächspartnerin einluden – ohne auf deren „Parteibuch“ zu achten – und damit einem, auch in der Marzahn-Hellersdorfer Unternehmerszene greifenden Trend konsequent folgen.

Derartige Themen müssen öffentlichkeitswirksam diskutiert und entsprechende Angebote sowie Lösungen kommuniziert werden. So würde sich der MHWK sicher freuen, wenn Interessierte von MIT und Frauenunion einmal an einem Unternehmerinnentreff des MHWK teilnehmen. Der bereits 3. Unternehmerinnentreff  in diesem Jahr findet am 26.11.2009 statt (info@mhwk.de). 

Also insgesamt eine gelungene Veranstaltung, bei der allerdings eine zu Beginn der Veranstaltung gestellte Frage offen blieb: Warum heißt es eigentlich nicht Senatsverwaltung für Frauen, Wirtschaft und Technologie?

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